Ein schwer einstellbarer Blutdruck – was bedeutet das und was kann man tun? Ein gut eingestellter Blutdruck ist wichtig, um Herz, Gehirn und Gefäße zu schützen. Doch bei manchen Menschen bleibt der Blutdruck trotz Behandlung zu hoch. Man spricht dann von schwer einstellbarem oder therapierefraktärem Bluthochdruck.
Wann gilt ein Blutdruck als schwer einstellbar?
Wenn der Blutdruck, trotz mindestens drei verschiedenen blutdrucksenkenden Medikamenten, nicht in den Zielbereich kommt (meist < 140/90 mmHg), spricht man von schwer einstellbarem Bluthochdruck. Doch bevor man von einem „echten“ therapieresistenten Blutdruck ausgeht, müssen Messfehler, unregelmäßige Medikamenteneinnahme, ein Weißkittelhochdruck und andere Ursachen ausgeschlossen werden.
Es folgt eine Übersicht, welche medikamentösen, aber auch nicht-medikamentösen Maßnahmen ergriffen werden können:
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- Lebensstil-Veränderungen – oft unterschätzt, sehr wirksam
Auch bei schwer einstellbarem Blutdruck sind Lebensstilmaßnahmen Grundlage jeder Therapie. Viele davon senken nachweislich den Blutdruck um 5–15 mmHg.
✔ Salz reduzieren
• Ziel: maximal 5–6 g Salz pro Tag, d.h. man muss nicht die Salzeinnahme “zählen”, sondern …
• … weniger Fertigprodukte, Wurst, Konserven und Brot essen und ..
• … selbst kochen, mehr Kräuter und weniger Salz verwenden
✔ Mehr Bewegung
• Mindestens 150 Minuten pro Woche moderates Training
• Besonders geeignet: zügiges Gehen, Radfahren, Schwimmen, Intervalltraining
• Regelmäßigkeit und eine ausreichende Dauer (optimal länger als 30 Minuteen) sind wichtiger als eine hohe Intensität
✔ Verbessertes Körpergewicht
• Schon 5–10 % Gewichtsverlust können den Blutdruck deutlich senken.
✔ Weniger Alkohol (oder am besten gar kein Alkohol)
✔ Rauchstopp
• Jede Zigarette erhöht kurzfristig den Blutdruck.
• Langfristig sinkt das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
✔ Stress reduzieren
• Entspannungstechniken: Atemtraining, Yoga, Meditation
• Gute Schlafqualität fördern
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- Medikamentöse Behandlung – was gibt es und wie wirken sie?
Viele Betroffene benötigen eine Kombination aus mehreren Wirkstoffen. Die häufigsten Gruppen:
- ACE-Hemmer oder AT1-Blocker (Sartane)
• entspannen die Gefäße
• schützen Herz und Nieren - Kalziumantagonisten (sehr gut in Kombination mit 1.)
• erweitern die Blutgefäße
• sehr wirksam und gut verträglich - Diuretika („Wassertabletten“)
• wirken auch als Wassertablette blutdrucksenkend
• reduzieren Wassereinlagerungen und Gefäßspannung - Betablocker
• sind nicht die erste Wahl, aber sehr nützlich besonders bei Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche, Herzinfarkt-Vorgeschichte - Aldosteron-Antagonisten
• besonders wirksam bei schwer einstellbarem Blutdruck
• hemmen hormonell bedingte Salz- und Wasserbindung - Weitere Optionen
• α-Blocker
• weitere zentral wirksame Blutdrucksenker
• Kombinationstabletten zur besseren Einnahmetreue
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- Abklärung möglicher Ursachen
Schwer einstellbarer Blutdruck hat oft behandelbare Auslöser. Dazu gehören:
• Schlafapnoe (nächtliche Atemaussetzer)
• Verengung der Nierenarterien
• hormonelle Störungen (z. B. Hyperaldosteronismus)
• chronische Nierenerkrankungen
• bestimmte Medikamente (z. B. Ibuprofen, Cortison, abschwellende Nasensprays)
Die Identifikation einer solchen Ursache kann die Therapie deutlich verbessern.
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- Interventionelle Verfahren – wenn Medikamente nicht ausreichen
Für Menschen, deren Blutdruck trotz optimaler Therapie zu hoch bleibt, gibt es moderne Eingriffe:
✔ Nierenarterien-Denervation
• Katheterbasierter Eingriff
• Verödet bestimmte Nervenfasern rund um die Nierenarterien
• Ziel: reduzierte Stresssignale → weniger Blutdruckanstieg
• Wirkt besonders bei therapieresistentem Hochdruck
✔ Barorezeptor-Stimulation
• Selten angewendet, bei sehr schwerem Hochdruck
• Ein implantiertes Gerät stimuliert Druckrezeptoren im Halsbereich und senkt so den Blutdruck
✔ Behandlung einer Nierenarterienstenose
• Falls vorhanden, kann eine Stent-Implantation notwendig sein. So wird die Durchblutung zu den Nieren verbessert und dadurch oft eine bessere Blutdruckeinstellung erreicht.
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Fazit
Schwer einstellbarer Bluthochdruck bedeutet nicht, dass man „ausbehandelt“ ist. Es gibt immer weitere Optionen, die versucht werden können. Mit einer Kombination aus:
• konsequenten Lebensstilmaßnahmen,
• einer individuell angepassten Medikamentenkombination,
• der Abklärung möglicher Ursachen,
• sowie modernen interventionellen Verfahren
lassen sich bei den meisten Menschen die Blutdruckwerte deutlich verbessern.
