Der jährliche Weltherztag am 29. September wurde geschaffen, um das Bewusstsein für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu stärken und über Prävention aufzuklären. Weltweit sterben Millionen Menschen an Herzkrankheiten, viele davon wären vermeidbar. Das diesjährige Thema lautet „Warnzeichen erkennen und behandeln“. Es betont die Wichtigkeit, das eigene Herz besser zu verstehen, persönliche Risiken zu erkennen und frühzeitig präventive Maßnahmen zu ergreifen. Ziel ist es, Menschen zu motivieren, einen gesünderen Lebensstil zu führen, indem sie besser auf ihre Herzgesundheit achten und sich über Risikofaktoren zu informieren.
In der medizinischen Forschung wurde bis vor einigen Jahren nicht beachtet, dass Männer und Frauen oft unterschiedliche Symptome zeigen. Gerade bei Frauen werden Herzprobleme deshalb manchmal übersehen. Dieser Artikel erklärt, wie sich die Anzeichen von Herzerkrankungen bei den Geschlechtern unterscheiden und was die aktuelle Forschung dazu sagen.
Die klassischen Herzinfarkt-Symptome
Bei Männern sind die typischen Anzeichen eines Herzinfarkts bekannter. Sie treten oft plötzlich und deutlich auf:
- Starke Brustschmerzen: Diese werden oft als Druck oder Engegefühl beschrieben, ähnlich wie ein schwerer Stein auf der Brust.
- Schmerzen im linken Arm: Die Schmerzen können in den linken Arm, den Rücken, den Kiefer oder den Hals ausstrahlen.
- Atemnot: Viele Betroffene haben das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Schweißausbrüche: Oft tritt kalter Schweiß auf.
Diese klaren Warnzeichen führen oft dazu, dass Männer schneller ärztliche Hilfe aufsuchen.
Die unbemerkten Symptome bei Frauen
Bei Frauen zeigen sich Beschwerden einer Herzerkrankungen oft weniger eindeutig. Viele Frauen erleben keine starken Brustschmerzen, was dazu führt, dass ihre Symptome häufiger übersehen oder falsch gedeutet werden. Die typischen Symptome bei Frauen sind:
- Ungewöhnliche Müdigkeit: Oft berichten Frauen von extremer Erschöpfung, die nicht durch körperliche Anstrengung erklärt werden kann.
- Kurzatmigkeit: Viele Frauen haben Schwierigkeiten, tief durchzuatmen, ohne Brustschmerzen zu verspüren.
- Schmerzen im oberen Rücken oder im Kiefer: Diese eher unspezifischen Schmerzen werden oft nicht mit dem Herzen in Verbindung gebracht.
- Druck oder Unwohlsein in der Brust: Anstelle der starken Schmerzen fühlen Frauen oft nur ein leichtes Engegefühl oder Druck in der Brust.
- Übelkeit und Erbrechen: Diese Symptome ähneln denen einer Magenverstimmung, was die Diagnose erschwert.
Diese Symptome können durch eine Herzerkrankung hervorgerufen werden. Andererseits gibt es natürlich auch andere Ursachen der oben genannten Beschwerden. Aktuelle Studien zeigen, dass Frauen häufig erst später zum Arzt gehen, weil ihre Symptome weniger offensichtlich sind. Infolgedessen wird ein Herzinfarkt bei Frauen manchmal erst erkannt, wenn es schon schwerwiegende Folgen gibt.
Forschungsergebnisse: Warum die Unterschiede?
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Unterschiede in den Symptomen auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sind. Zum einen gibt es biologische Unterschiede im Herz-Kreislauf-System von Männern und Frauen. Zum anderen wirken Hormone wie Östrogen schützend auf das Herz, was dazu führt, dass Frauen oft erst nach den Wechseljahren häufiger Herzerkrankungen oder Risikofaktoren, wie erhöhten Blutdruck, entwickeln.
Professor Sandra Eifert, eine führende Herzchirurgin und Expertin für Gendermedizin am Herzzentrum Leipzig, konzentriert sich in ihrer Forschung besonders auf geschlechtsspezifische Unterschiede bei Herzerkrankungen. Ihre Arbeit zeigt, dass Herz- Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen oft weniger eindeutig erkannt werden und schwerwiegendere Folgen haben können. Während etwa zwei Drittel der Patienten mit Herzkrankheiten in der westlichen Welt Männer sind, sterben Frauen doppelt so häufig an diesen Erkrankungen.
Was tun bei Verdacht?
Es ist wichtig, bei allen ungewöhnlichen Symptomen auf den eigenen Körper zu hören und nicht zu zögern, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Frauen sollten besonders auf weniger typische Anzeichen achten und sich nicht scheuen, auch bei unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit oder Rückenschmerzen, eine kardiologische Untersuchung in Betracht zu ziehen.
Auch sollte bei vorliegenden Risikoerkrankungen, wie ein Bluthochdruck, hohen Cholesterinwerten oder ein Diabetes mellitus sowie gehäufte Herzerkrankungen bei Familienmitgliedern oder langjähriges Rauchen eine kardiologische Facharztpraxis aufgesucht werden.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen lassen sich mit frühzeitiger Diagnose und Behandlung oft gut kontrollieren. Je besser Männer und Frauen über die unterschiedlichen Symptome Bescheid wissen, desto eher können lebensrettende Maßnahmen ergriffen werden.