Prävention und gesundes Altern – was bedeutet das konkret in Zahlen?

Die 5 wichtigsten kardiovaskulären Risikofaktoren

Prävention bedeutet das „Vorbeugen“ von Erkrankungen. Dieser Begriff erscheint für viele Menschen schwer greifbar, was bedeutet es für den Einzelnen konkret? Welche Auswirkung hat es, wenn man mit 45 Jahren die Erstdiagnose eines Bluthochdruckes bekommt, den man gar nicht spüren kann? Warum sagen Ärzte, dass der Blutdruck aus prognostischer Sicht umbedingt gesenkt werden muss? Oder welchen positiven Effekte sind zu erwarten, wenn man mit 50 Jahren mit dem Rauchen aufhört? Welche Auswirkung die Prävention auf ein gesundes Altern hat, wurde jetzt im Rahmen einer aktuellen Studie mit Zahlen benannt.


Wenn Menschen im Alter von 50 Jahren fünf klassische Herz-Kreislauf-Risikofaktoren haben (Bluthochdruck, erhöhte Blutfette, Unter-/Übergewicht, Diabetes, Rauchen), ist ihr Risiko, im Laufe des Lebens eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommen, deutlich höher. Sie verlieren im Mittel mehr als ein Jahrzehnt gesunder Lebensjahre im Vergleich zu Personen ohne diese Risikofaktoren. Die Studie im New England Journal of Medicine basiert auf den Daten von über 2 Millionen Teilnehmenden weltweit. 

Was die Studie genau gemacht hat: Forschende haben individuelle Daten aus 133 Kohorten in 39 Ländern (zusammen 2.078.948 Personen) so vereinheitlicht, dass man vergleichbare „Lebenszeit-Risiko“-Schätzungen bis zum Alter 90 berechnen konnte. Sie betrachteten den Zustand der fünf Risikofaktoren bei 50 Jahren als Ausgangspunkt und modellierten dann, wie sich das Risiko bis 90 entwickelt.  

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Wenn alle fünf Risikofaktoren vorhanden waren, betrug das geschätzte lebenslange Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung: 24 % bei Frauen und 38 % bei Männern.
  • Selbst ohne diese fünf klassischen Risikofaktoren bleibt ein nicht-vernachlässigbares Risiko: ca. 13 % bei Frauen und 21 % bei Männern. (es gibt also auch andere Ursachen Herz-Kreislauf-Erkrankung)
  • Der Unterschied in der Lebenserwartung (gemessen als zusätzliche Lebensjahre ohne kardiovaskuläre Erkrankung) zwischen Personen ohne alle Faktoren und solchen mit allen fünf war: +13.3 Jahre für Frauen und +10.6 Jahre für Männer. Für Lebensjahre frei von Tod (overall survival) waren es etwa +14.5 Jahre (Frauen) bzw. +11.8 Jahre (Männer).
  • Wenn Personen im mittleren Lebensalter (zwischen ~55 und <60) einen Risikofaktor verbesserten, gab das spürbare Vorteile: Blutdruckkontrolle brachte den größten Gewinn an kardiovaskulär-freien Lebensjahren; Raucherentwöhnung brachte den größten Gewinn an insgesamt zusätzlicher Lebenszeit. Je mehr Risikofaktoren verbessert wurden, desto größer der Effekt.  

Warum das wichtig ist (praktische Bedeutung)

  • Die Ergebnisse zeigen: Prävention und Behandlung (insbesondere Bluthochdruckkontrolle und Raucherentwöhnung) in der mittleren Lebensphase können viele Jahre an gesundem Leben zurückbringen. Das rechtfertigt öffentliche Gesundheitsmaßnahmen, Screening und Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes, hoher Cholesterinwerte und Raucherentwöhnungsprogrammen.  

Wichtigste Einschränkungen (was die Zahlen nicht sagen)

  • Beobachtungsdaten: Kausalität lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit beweisen (z. B. könnten andere, nicht gemessene Faktoren können mitspielen).
  • Die Modelle schätzen Risiken bis Alter 90 — reale Lebens- und Erkrankungsrisiken können je nach Region, Gesundheitsversorgung, Umwelt (z. B. Luftverschmutzung) und sozioökonomischem Status abweichen.  
  • Der Status der Risikofaktoren wurde im Wesentlichen bei/um 50 Jahre betrachtet; Änderungen davor oder danach wurden modelliert, sind aber weniger exakt als direkte Langzeitmessungen.  

Für alle interessierten Leser, die sich zum vorgestellten Thema noch genauer informieren möchten, ist hier die Quelle der beschriebenen Studie:

Magnussen C. et al., Global Effect of Cardiovascular Risk Factors on Lifetime Estimates, The New England Journal of Medicine, veröffentlicht 30. März 2025 (link).  

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