Trailrunning boomt. Immer mehr Läufer zieht es vom Asphalt in die Berge und Wälder. Doch gerade das Laufen im Gelände stellt besondere Anforderungen an das Herz-Kreislauf-System. Für gesunde Sportler bietet es enorme Vorteile, für Menschen mit kardiologischen Vorerkrankungen sind jedoch spezielle Vorsichtsmaßnahmen notwendig
Medizinische Abklärung vor dem Einstieg
Besonders ab dem 35. Lebensjahr oder bei Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, erhöhtem Cholesterin, Rauchen oder familiärer Vorbelastung ist ein kardiologischer Check-up Pflicht. Dieser umfasst:
- Belastungs-EKG: zum Nachweis von Durchblutungsstörungen (ischämischen Veränderungen), Blutdruckreaktionen und Herzrhythmusstörungen unter Belastung.
- Echokardiografie: zur Beurteilung von Herzmuskelfunktion, Herzklappen und möglicher struktureller Auffälligkeiten
- Langzeit-EKG: bei Verdacht auf Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern oder ventrikuläre Extrasystolen.
- Labordiagnostik: u. a. Lipidprofil, Blutzucker, Nierenwerte, ggf. kardiale Biomarker
Für Läufer im Alter unter 35 Jahren, die ein sehr hohes Trainingspensum haben, sollte zumindest eine einmalige kardiologische Diagnostik erfolgen. Hier wird auf mögliche Auffälligkeiten im EKG oder in der Echokardiographie geachtet. Mit diesen Untersuchungen versucht man, einem plötzlichen Herztod während dem Sport vorzubeugen.
Nur mit einer unauffälligen Basisdiagnostik sollte ein intensives Trailrunning-Training begonnen werden.
Belastungsprofil beim Trailrunning
Trailrunning unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht vom Laufen auf flacher Strecke:
- Bergauf: Steiler Anstieg führt zu raschem Pulsanstieg, Blutdruckspitzen und erhöhter kardialer Vorlast und Nachlast. Patienten mit einer arteriellen Hypertonie, koronarer Herzkrankheit oder hypertensiver Herzkrankheit sind hier besonders gefährdet.
- Bergab: Herzfrequenz sinkt zwar, aber der exzentrische Muskelzug belastet das Herz indirekt durch hohe metabolische Anforderungen und kann bei hypertropher Kardiomyopathie arrhythmogene Effekte verstärken.
- Wechselnder Untergrund: sorgt für ungleichmäßige Belastung und häufige Pulsspitzen, die für Patienten mit arrhythmischer Neigung (z. B. Vorhofflimmern, ventrikuläre Tachykardien) kritisch sein können.
- Höhenlage: Bereits ab 1.500–2.000 m nimmt die Sauerstoffsättigung messbar ab, was das Herz zu höherer Frequenz und Kontraktilität zwingt. Bei koronarer Herzkrankheit oder Herzinsuffizienz kann dies problematisch sein.
Trainingssteuerung und Sicherheit
Für Herzgesunde wie für Patienten gilt, die Belastung muss kontrolliert und dosiert erfolgen:
- Herzfrequenzsteuerung: Orientierung an der individuellen anaeroben Schwelle, ggf. auch am Laktattest oder Spiroergometrie. Faustregel: Trailrunning sollte bei Herzpatienten primär im aeroben Bereich stattfinden. Hierfür werden ausführliche sportmedizinische Belastungstest angeboten (Spiroergometrie)
- Blutdruckkontrolle: Insbesondere Hypertoniker sollten ihre Werte regelmäßig überprüfen, da beim Bergauflaufen systolische Spitzen >200 mmHg auftreten können. Im Rahmen einer Ergometrie oder auch Stressechokardiographie kann im Falle einer bekannten Bluthochdruckerkrankung das Blutdruckverhalten unter Belastung gut beurteilt werden.
- Flüssigkeit und Elektrolyte: Durch lange Strecken mit vielen Höhenmetern verliert der Körper viel Flüssigkeit und Elektrolyte. Ein Mangel kann supraventrikuläre und ventrikuläre Rhythmusstörungen begünstigen. Eine ausreichende Zufuhr von Natrium und Kalium ist entscheidend
- Medikamente beachten: Betablocker senken die maximale Herzfrequenz, sodass die Belastungssteuerung eher über subjektive Skalen (Borg-Skala) erfolgen kann. Bei Antikoagulation (z. B. bei Vorhofflimmern) muss auf das erhöhte Verletzungsrisiko im Gelände geachtet werden
Warnsignale ernst nehmen
Folgende Symptome erfordern einen sofortigen Trainingsabbruch und kardiologische Abklärung:
- Angina pectoris: Druck oder Schmerz in der Brust, oft ausstrahlend in Arm oder Kiefer
- Dyspnoe: ungewohnte Atemnot schon bei moderater Belastung
- Palpitationen: Herzrasen, Stolpern oder Rhythmusunregelmäßigkeiten
- Präsynkope oder Synkope (Bewusstlosigkeit): Schwindel, Schwarzwerden vor Augen, Bewusstseinsverlust während der Belastung
- Ungewöhnlicher Leistungsabfall: trotz ausreichendem Training kommt es plötzlich zu einem deutlichen Leistungsabfall, für den es keine offensichtliche Erklärung (wie z.B. einen Infekt) gibt
Fazit
Trailrunning ist eine faszinierende und gesunde Sportart, die das Herz-Kreislauf-System optimal trainiert. Wer jedoch kardiologische Risikofaktoren oder Vorerkrankungen hat, sollte unbedingt eine ärztliche Freigabe einholen und sein Training bewusst steuern. Mit gezielter Diagnostik, vernünftiger Belastungsdosierung und Beachtung der kardiologischen Besonderheiten steht einem sicheren Genuss der Trails nichts im Weg.